Sonntag, 3. März 2013

Begegnung mit den toros (2. Teil)

Und dann ist die ganze Arbeit vielleicht umsonst?
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von Colin Ernst

Auch heute zieht es mich früh zur Plaza de toros, ob Padilla wieder da ist? Nein ist er nicht, aber alle novilleros sind mit ihren Trainern zugange.
Novilleros, die mit der capa üben.
Ich komme mit zwei Jungs ins Gespräch, novilleros aus Frankreich, die keiner escuela taurino angehören und durch Spanien reisen, auf der Suche nach "Oportunidad", einer Chance. Die Zeiten sind schlecht, für novilleros, besonders wenn sie keinen apoderado im Nacken haben.

Der symbolisierte toro, dabei versucht der Mensch zu fühlen
was einen toro bewegt.
Mit Hand und Fuss, schilldern sie mir, wie sie herkamen und wo es hingehen soll. Ihr Geld, für dieses Abenteuer, haben sie sich in einer Eisenfabrik verdient. Nun reisen sie durchs Land, besuchen alle plazas, versuchen mit trainieren, wo man sie lässt. Auch bei den Züchtern wollen sie anklopfen, bieten ihre Mitarbeit an, um dort wenigstens mal mit einer Kuh trainieren zu können. Später hat Javier ein Treffen im Norden Spaniens, mit den "Stierspringern", wo er eine Gruppe verstärken kann. Wie es weitergeht, wissen beide nicht. Morgen geht es nach Sevilla und von dort aufs Land. Ich wünsche beiden viel Glück, aber ohne apoderado wird das schwer, zumal ihr Level nicht besonders hoch ist, was das toreo angeht... 

Diese espadas sind aus Holz aber die
richtigen kosten ziemlich viel Geld
Das gleiche beklagt auch der Mann, der jeden Tag die Tore der Plaza de toros in Sanlúcar öffnet. Er hat viele kommen und gehen sehen, sein Gesicht wird traurig, wenn er zu den toreros hinsieht. Einer von ihnen, ein matador de toros, der hatte in der letzten Saison nicht mehr als drei oder vier corridas. Und dafür trainiert man von klein an? Alternativa... und dann - keiner ruft an, um ihn zu einer corrida zu verpflichten... Er zeigt auf einen der novilleros, der am Sonntag vor den toros stehen wird. Die Familie hat einen Obst/Gemüsegarten, wo der Junge jeden Tag arbeitet, um sich das Geld zu verdienen. Denn torero sein, ist ein teurer Spass. Der Eintritt in eine "escuela taurina", eine Schule für angehende toreros kostet viel Geld. Je nach Fabrikant kostet alleine schon die capa,  200 Euros und 150 Euros muss man für eine muleta hinlegen. Und ein guter espada kostet um die 500 Euros und mehr. Eine traje corto, oder gar ein traje de luces, geht richtig ins Geld. Dann muss man novillos, Jungstiere, kaufen, um mit ihnen zu trainieren und diese auch zu töten. Und das alles, ist nicht zu machen, ohne Geld im Rücken.

Der Angriff des toros wird vorbereitet
Es macht nachdenklich, angesichts des Eifers, mit dem hier trainiert wird. Und noch eines beklagt der Mann, mit dem Schlüssel zum coso, die Misere in der sich die ganaderías (Züchter) befinden. Viele werden ihre eigentlich wertvollen Stiere und Kühe zum Metzger bringen müssen, denn der Markt ist am Boden, zumindest für die ganaderías, die nicht so gefragt sind.

Der Hund beisst sich in den Schwanz, die novilleros haben kein Geld um sich Stiere zu leisten, die plazas und deren empresarios, sparen wo sie können, also muss man sehr viel Geld mitbringen, wenn man torero werden will.

Juan Luis Rodríguez: "Ich habe die Illusion verloren!"
Nur zwei corridas im letzten Jahr.
(Foto: mundotoro)
Ins Bild passt auch der Rücktritt von Juan Luis Rodríguez (alternativa 2009), der heute im Stierkampfmagazin Aplausos seinen Rücktritt angekündigt hat. Er kann es sich einfach nicht mehr leisten ein torero zu sein! Er muss seine Familie unterstützen, also regelmäßig Geld nach Hause bringen. Kein Geld mehr für aufwendiges Training, Lichteranzug etc. - und leider wird er nicht der letzte sein, der aufgeben wird.

Es wäre wünschenswert, wenn sich auch ausserhalb der spanischen Grenzen aficionados finden, die novilleros oder überhaupt toreros finanziell unterstützen würden. In Spanien gibt es peñas taurinas, so genannte Vereine die sich für die tauromaquia begeistern, und versuchen hier und da einen torero zu unterstützen. Darum ist es so wichtig dem restlichen Europa zu vermitteln, warum die toros in Spanien zum Kulturgut deklariert werden.

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SIEHE AUCH:
Begegnung mit den toros (1. Teil)