Donnerstag, 21. März 2013

Valencia - die letzte corrida



von Philip de Málaga
und Colin Ernst


Über die unterschiedliche Betrachtungsweise der letzten toros in Valencia
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Gestern hat mich ein Mail erreicht wo man feststellte, dass einige ausländische aficionados wohl auf einem anderen Level seien. Da lesen wir zum Beispiel im Spanienforum, dass am letzten großen Tag der corridas von Valencia der matador de toros Daniel Luque die matadores Enrique Ponce und Morante de la Puebla locker in die Tasche gesteckt hätte. War das wirklich so?

Morante de la Puebla
Was geschieht eigentlich im ruedo? In erster Linie das Zusammenspiel zwischen den toros und den toreros. Dabei sind es die magischen Momente die die afición in den Bann ziehen. So war es definitiv bei Morante de la Puebla. Bei seinem ersten toro lief er geradezu vor ihm weg um nicht erwischt zu werden. Und mal ehrlich, ein matador der toros, der vor seinem toro weglaufen könnte, da ist man doch geneigt dazu an Morante zu denken. Und schliesslich wurde er am Fuss verwundet, doch nicht durch den toro, sondern er selbst hat sich den Degen in den Körper gerammt. Das passt in das Bild des Boheme. Dann kam sein zweiter toro. Die capa wurde nicht geführt, nein wie aus Geisterhand schwebte sie durch die Luft. Sie glitt durch den Raum, hielt den Atem der afición an. Von Zauberei sprach man in einem spanischen Blog und Torodora Gorges nennt es ein Stelldichein mit dem duende. Auch die Arbeit mit der muleta, man konnte richtig erkennen, der matador war in seinem Element. Berauschende Momente, Harmonie, Eleganz und die größte spanische Tageszeitung EL PAIS sprach von Apotheose. Doch mit der estocada wollte es nicht gelingen, aber die tendidos feierten ihn mit einer frenetischen vuelta al ruedo.

Enrique Ponce hatte extremes Pech mit seinem lote und wenn nicht einmal er etwas aus den toros herausholen kann spricht das nicht gerade für die Zucht. Aber letztendlich scheiterte er auch beim zweiten toro an der estocada, wo er immerhin eine überzeugende faena darbringen konnte. 

Daniel Luque hatte ohne Frage das beste lote. Und er nutzte seine Chance. Nicht zu unrecht erhielt er die orejas. Doch was ihm fehlte war eben dieses duende, jenes bohemische Gefühl von Eleganz und Kunst, seine muleta schwebte eben nicht sondern wurde technisch geführt.

Aber wie schon oben erwähnt, die corrida lebt von dem Zusammenspielt zwischen den toros und den toreros. Wie nun die toros zu sehen sind, lesen Sie den Bericht von Colin Ernst:

Morante und Ponce sind meine Helden (y Padilla) und ich habe sie schon oft wesentlich besser erlebt, mit guten toros. Das was Domecq und Parladé da in Valencia gebracht haben war eine Beleidigung für die toreros und für das Publikum. Ponces Gesicht bei seinem ersten toro sprach Bände (aber im Interview hat er das mit einer Pfütze entschuldigt ... damit Don Juan Pedro  Domecq nicht beleidigt ist). Da ich mich auch mit den ganaderías beschäftige, bin ich kein allzu großer Fan von Domecq mehr, denn die schwächeln oft. Wenn der maestro Enrique Ponce mit all seinem Können, mit einem toro nix mehr anfangen kann und in sechs bis sieben Minuten mit ihm fertig ist - spricht das Bände. Der zweite toro (Morante) ging nach dem Pferd zurück (da sind die Domecqs gut) und dann war der Parladé auch schon unter zehn Minuten fertig, weil der keine Figuren erlaubte. Luque hatte einen etwas besseren Domecq bekommen, den er mit guter Führung, denn er liess ihm immer wieder Zeit zum verschnaufen, gut hinbekommen hat. Der zweite toro von Ponce... naja, da konnte er immerhin ein Drittel seines Repertoire zeigen, genauso wie Morantes zweiter toro der wenigstens etwas capa y muletaarbeit zuließ. Den sechsten toro haben sie gleich wieder entlassen, Hinterhandfehler (das doch eigentlich der veterinario schon vorher hätten sehen müssen ... der ganadero gehört gesteinigt, das arme Vieh dahin zu karren). 

Ich verzeihe eine schlechte estocada selten, aber einen überfütterten fetten toro, mit Gebäudemängeln und Aufzuchtfehlern - aus einer nahmhaften ganadería - das geht gar nicht.